ich darf vorstellen ::
die kleine mücke und die kleinere mücke,
am 20. september bei uns gelandet.
wer auf
instagram mitschaut, weiß ja schon bescheid. auch dass mein »und dann bittebittebitte einfach alle gesund sein«-wunsch vom
letzten eintrag leider nicht in erfüllung gegangen ist. eine woche lang waren wir im dankbaren glauben, alles sei gut. ein irrglaube, der sich zu unserem unfassbaren glück (ja!) trotz aller trickreichen hinterslichtführungsfinten schließlich gleichsam auf dem sprung nach hause doch noch als solcher entlarvt hat.
darüber reden mag ich überhaupt nicht, am liebsten niemanden sehen. aber schreiben – das geht, das fühlt sich richtiger an.
von vorne.
die kleinere mücke ist ein turner, unter einbezug der nabelschnur obendrein. sehr bald hatte er sich im bauch in den kopfstand begeben, während die kleine mücke da drinnen saß. irgendwann entschied sich dann die kleinere mücke, sich auch aufzusetzen – um den bruder abzuholen vermutlich. die kleine mücke verstand den hinweis und drehte sich alsbald nach unten; aber die kleinere mücke folgte nicht mehr nach, sondern blieb nun ihrerseits in sitzposition. eine natürliche geburt hatte ich mir gewünscht; die aussage im krankenhaus, dass beckenendlagen dort kaum mehr und sowieso nur noch von älteren ärzten entbunden werden und ich also, weil das mit den dienstzeiten letzterer gut kombiniere, idealerweise werktags zwischen 7 und 15 uhr wehend eintrudeln möge, ließ meine dahingehende hoffnung erheblich schwinden. durch ein paar glückliche fügungen tat sich schließlich eine woche, bevor die beiden mücken schlüpften, die unerwartete möglichkeit auf, zur entbindung in eine privatklinik zu gehen und die begleitende gynäkologin und hebamme selbst zu wählen. tatsächlich fand sich eine wundervolle ärztin, die bereit war, mich so kurz vor der geburt noch aufzunehmen und mit mir und den beiden mücken eine natürliche geburt zu versuchen; und auch gleich noch eine ebenso wundervolle hebamme zu organisieren. alles fügte sich, griff aufs reibungsloseste ineinander, ruckzuck.
dienstag, 5 uhr morgens, blasensprung. noch keine wehen. sicherheitshalber liegend mit der rettung in die klinik. gegen 6 uhr dann erste wehen. und um 9 uhr 23 war die kleine mücke geschlüpft. eine so schöne, so entspannte geburt. während die kleine mücke mit papa kuschelte, war ich nun vorfreudig gespannt auf die beckenendlagengeburt. aber die kleinere mücke führte anderes im schilde. mit ihren drehungen und purzeleien hatte sie sich hoffnungslos in der nabelschnur verstrickt, sodass sie keine möglichkeit hatte, nun nach unten zu rutschen. die herztöne fielen ab – notsectio. um 9 uhr 52, nur fünf minuten nach der entscheidung der gynäkologin, war die kleinere mücke auch geschlüpft, hatte eben den bauchausgang gewählt. ein kaiserschnitt, mit dem ich nicht nur gut leben kann, sondern für den ich unheimlich dankbar bin. die kleinere mücke hätte es anders nicht zu uns geschafft; und hatte auch so zu kämpfen, da sich die nabelschnur mitunter auch fest um den kleinen hals gezurrt hatte. die kleinere mücke war blass, die sauerstoffsättigung nicht gerade blendend. der grund dafür schien ja auf der hand zu liegen. bald würde sich alles einpendeln, waren wir überzeugt.
mir ging es nach der geburt formidabel – bis auf den höllisch brennenden schnitt in meinem bauch. und noch einmal bin ich dankbar für diesen kaiserschnitt. wäre der nicht gewesen, ich wäre vermutlich gleich am nächsten oder übernächsten tag nach hause gegangen. und dann wäre die geburt erst so kurz zurückgelegen, dass wir wohl vermutet hätten, die kleinere mücke hätte sich eben noch nicht ganz davon erholt und deswegen nicht so besonders großartige werte. nach einer woche hatte ich endlich das gefühl, mich wieder einigermaßen »normal« bewegen zu können, mehr als ein paar schritte in hexenbuckelhaltung zu schlurfen, zumindest irgendwie, zugegebenermaßen unter aufwendung aller mir zur verfügung stehenden verrenkungskünste, aus dem liegen ins sitzen zu kommen. zeit, nach hause zu gehen. im rahmen des üblichen entlassungsuntersuchungsprozederes wurde routinemäßig bei beiden mücken noch einmal die sauerstoffsättigung gemessen – und da zeigte sich, dass bei der kleineren mücke irgendwas nicht stimmte; bei diesem kleinen wesen, das die ganze woche über vor allem in anbetracht seiner nicht einmal 2500 gramm so unglaublich kräftig gewesen war und an der brust getrunken hatte wie ein kleiner weltmeister. dass sich am tag zuvor eine gewisse müdigkeit, erschöpftheit breit gemacht hatte, wurde auf die leicht erhöhten bilirubinwerte zurückgeführt und naturgemäß als nicht weiter bedenklich eingestuft. jetzt aber läuteten die alarmglocken. transfer auf die neonatologie und herzultraschall, fünf kardiologen am werk. banges warten. dann die diagnose :: ein sehr seltener, schwerer herzfehler. – –
eineinhalb tage später die überstellung mit dem hubschrauber ins kinderherzzentrum in linz. das füchslein konnte zunächst, bis das vermissen zu groß wurde, bei oma und opa bleiben, das hübschmadamchen pflegt glücklicherweise ein legeres verhältnis zur anwesenheit in der schule und begleitete uns nach linz, um die kleine mücke zu versorgen
(hoch lebe die milchpumpe!), sodass wir, der monsieur und ich, bei der kleineren mücke sein konnten.
es ist alles verschwommen. die sich dehnenden minuten zusammengeschnalzt in ein wirres knäuel aus tränen, angst, haltlosigkeit.
nächster ankerpunkt :: die fünfstündige operation. die unglaubliche, außerhalb aller bekannten emotionen angesiedelte, hysterische erleichterung mit dem »alles ok« des chirurgen am telefon. eine stunde später endlich wieder bei der kleineren mücke.
alles entwickelt sich gut. verlegung zurück nach graz. die vierte intensivstation.
und jetzt – wir wissen es nicht. es gibt schritte nach vorne und schritte zurück. die magensonde, die schon weg war, wird wieder gebraucht, ebenso zusätzlicher sauerstoff. neue medikamente sind dazugekommen. ein austarieren. ein hoffen. ein abwarten. der kleine kämpfer. er macht das so gut. und es bricht mir das herz, ihn dort so liegen zu sehen und nichts tun zu können, als da zu sein
(und viel zu wenig da zu sein, weil auch der bruder mich braucht), mit ihm zu reden, ihn zu streicheln, ihm vorzusingen, ...
geduld. geduld.
und viele liebe, kraftspendende gedanken.
danke für all die, die ihr unserer kleineren mücke und uns schon geschickt habt.
wer weiterschicken kann, der möge, bitte. wir können sie gut brauchen.
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